Und hier mein Versuch der geballten Menge an Theorie die Bernd hier zusammengetragen hat, noch mein eigenes Statement hinzuzufügen.
Ein selbstorganisiertes Team, ist ein Team welches die Möglichkeit bekommt, Führungsverantwortung und Rollen situativ so zu verteilen, wie es zu der bewältigen Aufgabe und zu den einzelnen Personen passt. Das Gegenbild ist ein Team mit einer äußeren, starr vorgegebenen Ordnung.
In der Gruppendynamik werden Rollen beschrieben, die jede Gruppe hat. Von den Mitgliedern werden diese von alleine und in der Regel unbewusst eingenommen. Jede Rollen hat dabei ihre Funktion in der Gruppe, wobei keine Rolle besser oder schlechter ist. Eine einfache Charakterisierung diese Rollen wäre z.B.:
- Alpha (der Anführer) – gibt Sicherheit und Orientierung
- Beta (die Spezialisten) – unabhängig, sorgen für Ideen und Veränderbarkeit
- Gamma (die Arbeiter) – schwimmen mit, festigen den Gruppenzusammenhalt
- Omega (der Sündenbock) – repräsentiert das Defizit der Gruppe
Ein gesundes Team zeichnet aus, dass die Mitglieder ihre Rollen wechseln (können). Auf der einen Seite verändern sich die benötigten Fähigkeiten je nach zu lösender Aufgabe und Teamsituation, sprich bestimmtes Spezialistenwissen und spezielle Führungsfähigkeiten sind gefragt. Auf der anderen Seite ist es oftmals eine Belastung, dauerhaft auf eine Rolle festgelegt zu sein. Das mag bei der Omega-Rolle am deutlichsten sein, gilt aber auch für alle anderen Rollen.
Ein äußeres vorgegebenes starres Rollenmodell schränkt eine Gruppe in der Wahl ihrer internen Teamrollen ein. Die externen Rollenbilder dominieren und verhindern das es zu einer freien, der Situation angemessenen Rollenwahl kommt. Im schlimmsten Fall sind die vorgegeben Rollen überhaupt nicht auf die eigentlich Benötigten abzubilden und es kommt zu heftigen Konflikten.
Die größten Konflikte in Scrum-Teams erlebe ich interessanterweise, genau an der Schnittstelle von Product-Owner und Realisierungsteam, also dort wo Scrum eine explizite Rolle vorschreibt. Was dort passiert und wieso, das meiner Meinung nach ein guter Konflikt ist, hebe ich mir für ein extra Blog-Eintrag auf (Wer jetzt neugierig ist, muss mir in den Kommentaren Druck machen, dann beeile ich mich ;-) ). Eng gefolgt an zweiter Stelle sind Konflikte bei denen Teammitglieder ihren ehemaligen Rollen anhaften. Diese Rollen boten meist auch Schutz, vor genau den Themen die jetzt den Konflikt ausmachen. Auch dazu ein anderes mal mehr.
Den Mythos Selbstorganisation gibt es nicht. Sie findet statt, ganz von selbst und lässt sich auch nicht verhindern. Sie effektiv zu nutzen bedeutet, Ihr den nötigen Raum zu geben und darauf zu achten, dass sie von den Beteiligten bewusst und aktiv gelebt wird.
Selbstorganisation bedeutet nicht, dass alle das überall mitreden oder mitentscheiden. Die Gruppe legt aber fest wie Entscheidungen getroffen werden. Das selbstorganisierte Team hat die Möglichkeit dies jederzeit neu zu organisieren. Im Hintergrund bedeutet das, dass Teammitglieder Ihre Rollen im Team, ihre Arbeitseinteilung und Entscheidungsweisen wechseln können.
Der eigentliche Mythos, ist wohl, dass selbstorganisierte Teams keine Konflikte haben und alles rund läuft. Selbstorganisierte Teams sind in der Lage aus sich heraus effektiv mit den Konflikten umzugehen und angemessen Lösungen zu finden. Denn Konflikte sind gesund. Sie sorgen dafür dass ein Team sich weiterentwickelt, auch wenn das manchmal weh tut.