Definition nach INCOSE
Systems Engineering ist ein interdisziplinärer Ansatz mit dem Ziel, erfolgreiche Systeme zu
realisieren. Systems Engineering konzentriert sich auf die Definition und Dokumentation der Systemanforderungen in der frühen Entwicklungsphase, die Erarbeitung eines Systemdesigns und die Überprüfung des Systems auf Einhaltung der gestellten Anforderungen unter Berücksichtigung des Gesamtproblems: Betrieb, Zeit, Test, Erstellung, Kosten & Planung, Training & Support und Entsorgung.
Das Systems Engineering integriert alle Disziplinen und bildet einen strukturierten Entwicklungsprozess vom Konzept über die Produktion- bis zur Betriebsphase. Es werden sowohl die technischen als auch die wirtschaftlichen Aspekte betrachtet, um ein System zu entwickeln, dass den Benutzerbedürfnissen entspricht.
Systems-Engineering gibt es seit über 50 Jahren als eigenständige Disziplin. War es bislang nur für sehr große Projekte relevant, spielt das Systems Engineering heute für immer mehr Projekte eine Rolle. Die zunehmende Vernetzung und Einbettung von System erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, um zwischen allen beteiligten Disziplinen (Software, Hardware, usw.) ein gemeinsames Systemverständnis zu erlangen.
1+1=3! Falsch? Nein!
Die Entwicklung einzelner Subsysteme wird gut beherrscht. Das Gesamtsystem ist aber mehr als die Summe seiner Einzelsysteme und das führt zu vielfältigen Problemen.
Historie des Systems Engineering
Die Menschheit hat schon vor über 5000 Jahren Systeme entwickelt. Damals haben die Ägypter ihre imposanten Pyramiden gebaut. Von Systems Engineering hat damals noch niemand gesprochen. Machen wir einen großen Zeitsprung nach vorne zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Die industrielle Revolution hat viele Systeme hervorgebracht, die eher mit dem Begriff des Systems Engineering in Verbindung gebracht werden: Autos, Flugzeuge, Maschinen. Den Ingenieuren war diese Disziplin aber nach wie vor fremd. Ein Chefingenieur war in der Lage das gesamte System zu überblicken und die Teildisziplinen konnten relativ autonom entwickelt werden, da die Schnittstellen einfach waren.
Das Systems Engineering hat sich Ende der fünfziger Jahre entwickelt. In dieser Zeit hat die Menschheit Systeme in Angriff genommen, deren Komplexität und Projektdurchführung alles bisher dagewesene übertraf. Das Wettrennen der Weltmächte im Weltraum, aber leider auch in der nuklearen Aufrüstung, hat Projekte ins Leben gerufen, die auf der einen Seite komplexe Systeme entwickeln mussten und auf der anderen Seite gezwungen waren schnell und erfolgreich zu sein.
Dieser immense Druck hat dazu geführt, das ganzheitliche Methoden entwickelt wurden, unabhängig von spezifischen Disziplinen. Aber auch im kommerziellen Bereich wurden die Systeme komplexer und der Bedarf nach ganzheitlichen Methoden größer. Aus dem Telekommunikationsbereich stammt eine frühe Publikation von Arthur Hall „Methodology for Systems Engineering“ von 1962.
Der Haupttreiber des Systems Engineering waren die USA. 1990 hat sich dort das National Council on Systems Engineering (NCOSE) mit dem Ziel der Weiterentwicklung und Förderung der Disziplin gegründet. Fünf Jahre später wurde aus dem nationalen ein internationaler Verbund, das International Council on Systems Engineering (INCOSE). Heute sind über 5000 Mitglieder in INCOSE vertreten.