Am 08.08.2013 trafen sich ca. 40 interessierte Teilnehmer zum Thema „Agiles BPM“ in den Räumen von oose. Organisiert wurde das Event im Rahmen der Camunda BPM Communitytreffen, die in der D.A.CH.-Region regelmäßig stattfinden; weitere Informationen unter: http://www.camunda.org/.
Nach einer Begrüßung durch Jakob Freund von Camunda, wurden die Teilnehmer von zwei Impulsvorträgen in das Thema Agiles BPM eingeführt. Die oose-Mitarbeiter Andrea Grass und Marcus Winteroll stellten in ihrem Beitrag agiles Business Process Management nach der oose-Methode vor und präsentierten diese an Hand eines Praxisbeispiels bei einer deutschen Versicherung. Im Anschluss erläuterte Malte Sörensen von Holisticon deren Ansatz für agiles BPM, ebenfalls an einem Kundenprojekt aus der Versicherungsbranche, angelehnt an die Methodik von Atern, einer agilen Projektmanagementmethodik.
Nach einer Pause mit angeregtem Networking stiegen alle Teilnehmer in die Fishbowldiskussion zum Thema „Was ist agiles BPM für Sie“ ein, welche von Kim Duggen, oose, moderiert wurde. In der Diskussion wurde deutlich, dass eine eindeutige Definition immer noch schwer fällt, da es so viele verschiedene Ansätze und bislang nur sehr wenige Anwender in der Thematik gibt. Es stellte sich heraus, dass sich diverse Vorgehen zur agilen Definition einzelner Geschäftsprozesse aus der Praxis finden lassen, eine Methode, um Geschäftsprozessmanagement im gesamten Unternehmen agil zu gestalten, allerdings noch aussteht. Als wichtigste agile Werte wurden kurze und regelmäßige Feedbackzyklen, das Einbinden aller Betroffenen und schnelle positive Ergebnisse genannt. Am Ende der Diskussion waren sich zumindest alle Anwesenden darüber einig, dass es noch viele Fragen zu klären gibt. Unklar scheint noch, wie es gelingen kann, soziale Kompetenzen in agiles Vorgehen einzubauen. Darüber hinaus fragten sich die Teilnehmer, wie das Denken in Prozessen in Fachbereichen integriert werden kann und ob Agilität dafür überhaupt notwendig ist. Schlussendlich ist noch offen, wie die strategische Unternehmenssicht mit agilem BPM zusammengebracht werden kann.
Wir freuen uns auf weitere Diskussionen mit euch und halten euch zu den nächsten Treffen in diesem Themenumfeld auf dem Laufenden. Für eigene Ideen und Anregungen haben wir stets ein offenes Ohr.
Die Folien zu den Impulsvorträgen vom Event findet ihr unter:
Agiles BPM (A. Grass & M. Winteroll, oose Innovative Informatik GmbH)
Agiles BPM (M. Sörensen, Holisticon AG)
Hallo zusammen,
danke für die offene Publikation der Vortragsfolien. Mir stellen sich angesichts des Themas und auch angesichts der Vortragsinhalte aber folgende Fragen:
a) Worin unterscheidet sich Agiles BPM von Agilem Projektmanagement? Oder ist „Agiles BPM“ am Ende alter Wein in neuen Schläuchen? Sind Scrum, Extreme Programming etc. jetzt plötzlich agile Prozessmanagement-Vorgehensmodelle?
b) Ist Agiles BPM nicht ein Widerspruch in sich? Denn BPM ist per se auf stabile, wiederholbare Prozesse ausgelegt. Meines Erachtens ist BPM eine Organisationsform, die einen gänzlich anderen Ursprung hat und auch für andere Problemstellungen Anwendung finden sollte (hier habe ich diesen Gedanken etwas näher ausgeführt:
Fazit: Ich persönlich halte die Wortkreation „Agiles BPM“ für einen reinen Marketing-Gag. Bei genauerer Betrachtungsweise löst sich das vermeintlich innovative Konzept in Rauch auf.
Gerne lasse ich mich aber vom Gegenteil überzeugen ;-)
Viele Grüße aus Österreich,
Stefan Hagen
Sehr geehrter Herr Hagen,
Sie sprechen genau die Bedenken an, die Viele haben, wenn Sie den Begriff „Agil“ im Zusammenhang mit „BPM“ hören. Wir (oose) haben nach der Einführung und Betreuung mehrerer BPM-Initiativen die Erfahrung gemacht, dass diese oft langwierig und aufwendig sind. Außerdem scheint der Erfolg dabei, Prozesse (unternehmensweit) aufzunehmen und Prozessorientierung zu erreichen, oft lange auf sich warten zu lassen. Dies führte dazu, darüber nachzudenken, ob solche Einführungen nicht auch schneller und besser erfolgreich zu gestalten sind; daher die Idee des agilen BPMs. Hiermit ist bislang gemeint, einzelne Prozesse im Gesamtgefüge zu priorisieren, diese nur so detailliert aufzunehmen, wie für das konkret zu lösende Problem benötigt und eine schnellere Umsetzung zu erzielen und davon Abstand zu nehmen, alle Prozesse einer Organisation zu beschreiben, um sie beschrieben zu haben. Die enge Verknüpfung von Projektmanagement und Prozessmanagement steht dabei in der Tat im Fokus, da Prozessoptimierungen unserer Erfahrung nach oft in Projekten umgesetzt werden. In agilen Projekten sind uns vor allem die Vorteile der schnellen Feedbackzyklen, Einbezug aller Beteiligten und die Erreichung schneller nutzbarer Ergebnisse als besonders hilfreich erschienen, weshalb wir sie auf BPM adaptiert haben. Somit gibt es auch für uns in der Durchführung von Prozessoptimierungsprojekten keinen Unterschied zu agilem Projektmanagement, sondern vielmehr eine Nutzung der Best-offs auf ein Vorgehen, dass nicht zwingend immer mit Softwareentwicklung zusammenhängt, sondern auch in der Organisation positive Änderungen nach sich ziehen kann. Darüber hinaus haben Sie natürlich völlig recht, wenn Sie sagen, dass Prozesse stabil sein und lange Halbwertszeit haben sollten. Nicht desto trotz lassen sich diese aber in agilem Vorgehen schneller und in Teilschritten definieren.
Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich auf eine weitere Diskussion.
Kim Duggen