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Böse, böse Cloud?

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Anfang der Woche zwitscherte der Link auf einen Blogeintrag mit dem schönen Titel: "Goodbye Google App Engine (GAE)" herum. Da klickt natürlich jeder erstmal reflexartig drauf ("Wie, Google macht die App Engine dicht?").

Beim Lesen stellte sich dann aber schnell heraus, dass Google die App Engine mit nichten dicht macht. Ich blieb trotzdem dran, leitete der Autor Carlos Ble den Text doch immerhin ein mit: "Choosing GAE as the platform for our project is a mistake which cost I estimate in about 15000€. Considering it's been my money, it is a "bit" painful." Böse, böse Cloud?

[caption id="attachment_4015" align="aligncenter" width="400" caption="Bild: Dr Joseph Valks / FreeDigitalPhotos.net"]Image: Dr Joseph Valks / FreeDigitalPhotos.net[/caption]

Liest man weiter, lernt man, dass die Entscheidung in Carlos Projekt für die GAE vor allem in der Hoffnung getroffen wurde, Skalierbarkeit, Verfügbarkeit etc. zu erreichen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung tauchten aber viele Stolpersteine auf.  Letztlich Limitationen der GAE, um eben diese Skalierbarkeit, Verfügbarkeit etc. zu erreichen. Für Carlos aber im Nachhinein (!) mit ausschlaggebend, um die GAE als Deployment-Plattform für die Produktion zu verwerfen ("Goodbye").

Softwarearchitektur ist die Summe wichtiger Entscheidungen. Diese Architekturentscheidungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie im weiteren Verlauf nur sehr schwer zurückzunehmen sind. Sie grenzen den Lösungsraum für den Entwurf massiv ein. Wenn sie falsch getroffen werden, kostet das nicht selten viel Aufwand, Geld, Zeit, und unter Umständen scheitert das Projekt.

Ich habe selten ein so prägnantes Beispiel für eine (im nachhinein) falsch getroffene Architekturentscheidung gesehen. Technische Risiken sollte man beim Architekturentwurf schon auf dem Schirm haben. Im vorliegenden Fall hätte allein schon das Lesen der Dokumentation viel Unsicherheit rausnehmen können.

Carlos Ble hat den Text mittlerweile neu geschrieben, und zahlreiche Kommentare (u.a. von Google) verarbeitet. Ich habe großen Respekt vor ihm.  Er gibt von Anfang an (auch in seinem ersten Beitrag) nicht anderen die Schuld für seine zu euphorische Entscheidung für GAE. Und es ist eine schöne, einführende Darstellung der Limitationen für Interessierte, die sich nicht durch die ganze Doku kämpfen wollen. Allerdings mit etwas Vorsicht zu genießen; teilweise hat Google sie bereits aufgehoben.

Was lernen wir nun daraus? Dass methodischer Architekturentwurf auch beim Deployment in der Cloud eine sinnvolle Aktion ist. Und vor allem:  Dass ein cooler Titel bei einem Blog-Eintrag für viel Aufmerksamkeit sorgen kann.