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Mehr Sinn in Projekten - Bericht aus einer Forschungsgruppe

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Gestern habe ich im Rahmen einer interdisziplinären Forschungswerkstatt zum Projektmanagement an einer Arbeitsgruppe zum Thema "Mit mehr Sinn zu mehr Lust im PM" teilgenommen und dabei Fragen bearbeitet wie bspw. "Was stiftet Sinn?", "Wie entsteht Sinn?" etc.

Der Teilnehmerkreis der Werkstatt insgesamt war bunt gemischt: diverse ProfessorInnen, PM-Verbandsmitglieder, PM-Assessoren, Berater und Projekt-, Programm- und Portfoliomanager namhafter Unternehmen - jeweils gemischt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Wir haben in der Arbeitsgruppe zum Thema "Sinn" mit rund 10 Personen mehr als ein Dutzend Flipcharts Notizen hinterlassen. Die wichtigsten Gedanken, die ich mitgenommen habe, gebe ich hier mal wieder. Oder zumindest versuche ich es mal, denn im Laufe vieler Stunden Diskussion treffen ja viele verschiedene gedankliche Modelle aufeinander, aus denen sich vor allem implizite Bezüge und Widersprüche sowie neue Fragen ergeben, die sich im Laufe der Zeit auch noch verändern. Aus diesem Gedankengewusel spontan eine Essenz zu ziehen fällt mir schwer. Da meine letzten Blogeinträge für den einen oder anderem auch schon un- oder missverständlich waren, bleibe ich vielleicht zumindest darin konstant.

Was verstehen wir unter Sinn?

Hierbei geht es wohl um die Beantwortung der Frage "Wozu und warum mache ich etwas?" Im Kontext von Projekten ist dies näher abzugrenzen von ähnlichen Konzepten:

  • Sinn vs. Projektziel
  • Sinn vs. Geschäftsplan (Business Case) vs. (Unternehmens-)Strategie
  • Sinn vs. Interesse

Projektziele, Geschäftsplan und Strategie sollten wahrscheinlich objektiv sein, d.h. die beteiligten Personen sollten hierzu eine deutlich überdeckende Interpretation haben.

Der Sinn muss aber individuell gefunden werden und ist subjektiv. Oder? Um mich dem gemeinsamen Projektziel verpflichten zu können (Commitment), benötige ich eine Möglichkeit, für mich individuell und subjektiv darin einen Sinn zu finden und meine Interessen darin unterbringen und ausreichend vertreten zu können. Der subjektive Sinn und die individuellen Interessen der Einzelnen, müssen dabei nicht überdeckend sein, es reicht, wenn sie sich gegenseitig zulassen können und sich nicht gegenseitig ausschließen.

Für die Klärung der Frage, ob ich für mich Sinn finde und meine Interessenen unterbringen kann, helfen

  1. Informationen über die Projektziele, die Produktvision, den Geschäftsplan, Strategie, die Rahmenbedingungen des Projektes etc. (die ich dann im Hinblick auf meine Interessen interpretieren kann) und
  2. die gemeinsame Interpretation dieser Informationen mit den übrigen Projektbeteiligten (um andere, neue aber auch widersprechende Interpretationsmöglichkeiten zu erfahren, mit denen ich meine Interpretation entsprechend meines Sicherheitsbedürfnisses ausreichend absichern kann).

Ist es die Aufgabe des Projekt- bzw. Produktmanagements, für diese Klärung Raum, Ort und Informationen bereit zu stellen? Und in dieser Form sinnstiftend tätig zu werden? Meine Essenz auf einen Satz verdichtet:

Sinnstiftende Führung ist die Anregung zur gemeinsamen Interpretation der Zusammenhänge 

Um sinnstiftend tätig zu werden, ist

  1. Kontakt zu und zwischen den Projektmitgliedern notwendig, um ein gemeinsames Bild zu entwickeln, Informationen auszutauschen
  2. um herauszufinden, wer ggf. noch keinen ausreichenden Sinn finden kann und um die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen zu klären und
  3. schließlich kreativ Angebote oder auch nur Interpretationsmöglichkeiten zu entwickeln, die bei der Sinnfindung unterstützen können.

Das Ganze ist keine Einmalangelegenheit, sondern Sinn ensteht in der Gegenwart, d.h. ist regelmäßig zu erneuern. Ggf. ist es sogar ein Regelkreis. Für die Praxis heißt dies, nach der initialen Zündung dann regelmäßig eine Überprüfung und Erneuerung zu ermöglichen. Regelmäßige Retrospektiven, bewußte Teambildung, klare Rollen und Verantwortungsbereiche wirken unterstützend.

Generell beziehen sich die Ebenen stets aufeinander: der individuelle Sinne ist abhängig von den Projektzielen. Der Sinn eines Projektes wiederum von der Unternehmensstrategie, dem Projektportfoliomanagement u.Ä. Und wenn man noch weiter denken wollte, dann läßt sich sicherlich auch der Sinn eines Unternehmens noch in einen höheren Kontext stellen.

Über Scrum und agile Verfahren haben wir in der Gruppe nicht gesprochen, es kamen auch nur einige Kollegen aus dem SW-PM, dennoch denke ich, dass Scrum ein Modell ist, das auch viel von den diskutierten Aspekten berücksichtigt. Mir sind zum x-ten Mal neue Aspekte an Scrum aufgefallen, was Scrum noch alles ermöglicht oder unterstützt.

[Btw. vielen Dank an meine Arbeitsgruppenkollegen für die anregende Diskussion]