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Warum Achtsamkeit und Agilität zusammenpassen - Teil 2 "Lernen"

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Wer den Kult-Film "Zurück in die Zukunft" aus den 80ern kennt, weiß vielleicht, wie Marty Mcfly, der jugendliche Freund des verrückten Zeitmaschinen-Erfinders Doc Brown, eben diesen fragt:

"Doc, was heißt ‚im gegenwärtigen Moment‘ sein? Kann ich überhaupt nicht ‚im gegenwärtigen Moment‘ sein?"

Aber genau darin liegt die große Herausforderung von Achtsamkeit: nämlich im Hier und Jetzt sein. Und wie kommt nun Agilität mit ins Spiel? Der gegenwärtige Moment ist kein gefixter Zustand. Er ist immer im Wandel und Werden.  Eines der Grundprinzipien von Agilität ist regelmäßige Veränderung. Aus dieser Beobachtung benennt unser Gastautor und langjähriger oose-Partner Markus Wittwer die drei Gründe, warum Achtsamkeit und Agilität zusammenpassen in seiner Blogserie.

Der erste Teil behandelt den Umgang mit Unsicherheit. Heute geht es um "Lernen".


Veränderungen und Lernen drückt sich dadurch aus, dass ich heute etwas anders tue als gestern, dass ich also mein Verhalten ändere. Wann immer ich etwas Neues tun will, gibt es die Gefahr, wieder in alte, gewohnte Verhaltensmuster zurückzufallen. Das Gewohnte ist vertrauter, ich kann es meist gut, ich fühle mich wohl damit und es ist sozial und organisatorisch etabliert.

Neues Verhalten muss also diverse innere und äußere Widerstände überwinden, bevor wir es ausprobieren.

Und wie hilft Achtsamkeit dabei, neues Verhalten wirklich auszuprobieren?

Regelmäßiges Achtsamkeitstraining führt dazu, dass sich der Raum zwischen Reiz und Reaktion vergrößert.

"Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit."
Viktor Frankl

In diesem Raum liegt unsere Chance, nicht automatisiert auf die gewohnte Weise zu reagieren, sondern stattdessen das Neue zu tun. Diesen Raum überhaupt zu Verfügung zu haben, ist also die Voraussetzung neues Verhalten überhaupt ausprobieren zu können.

Wir alle wissen, wie es ist, wenn dieser Raum nicht da ist: ich kenne viele Situationen, wo ich oft schon während meiner Reaktion innerlich zu mir sage: “Eigentlich weiß ich das besser, eigentlich will ich anders handeln” – aber das andere Verhalten ist nicht verfügbar.

[caption id="attachment_51867" align="alignnone" width="900"]Der Raum zwischen Reiz und Reaktion kann sehr nützlich sein… Der Raum zwischen Reiz und Reaktion kann sehr nützlich sein…[/caption]

 

Nach Phasen intensiven Lernens – wie z.B. in einem Seminar – fällt das besonders auf: In einer Übung im Seminar konnte ich das frisch Erlernte gut anwenden (bspw. empathisch zuzuhören), nur kurze Zeit später in einer realen Situation (bspw. im Streitgespräch) handele ich dann wie ich es früher gemacht habe (bspw. indem ich mich rechtfertige).

Das dieser Raum nicht zugänglich ist, sorgt dafür, dass Seminare oft nicht so wirksam sind, wie wir uns das wünschen. Und es ist auch mit ein Grund dafür, dass Veränderungen eben nicht einfach so leicht vonstatten gehen.

Den Raum zwischen Reiz und Reaktion verlässlich zur Verfügung zu haben

Mit einer regelmäßigen Achtsamkeitspraxis trainiere ich, diesen inneren Raum zur Verfügung zu haben: Ich kann das tun, was für mich sinnvoll und wertvoll ist, anstatt in meinen Automatismen gefangen zu sein. Und das erlaubt mir freier zu sein und schneller zu lernen.

Und wenn genügend Menschen in der Organisation diese Fähigkeit haben, dann können wir auch organisatorische Experimente leichter starten und mit weniger Widerstand durchführen und evaluieren.

Die Ergebnisse aus Retrospektiven werden kreativer und mutiger. Es fällt uns leichter, unsere Arbeitsweise anzupassen und zu verbessern.

Kurz: Agilität und die lernende Organisation sind dann nicht nur Schlagworte, sie sind auch nicht das Ziel eines Veränderungsprojektes, sondern sie sind gelebte, (all-)tägliche Praxis.

 

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Photo Credits: Stairs-of-Books by Clay Banks on Unsplash, Agile Manifesto by Alistair Cockburn, Bad Idea by unknown