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So war es beim ESE-Kongress 2016

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ese-logoIn der vergangenen Woche trafen sich etwa 1.200 Besucher bei dem Branchentreff der professionellen Embedded Software Szene in Deutschland, dem Embedded Software Engineering (ESE) Kongress in Sindelfingen bei Stuttgart. Mit fast 100 Vorträgen an drei Tagen, 15 Kompaktseminaren an zwei weiteren Tagen, ergänzt um eine Ausstellung auf der sich mehr als 50 renommierte Unternehmen präsentieren, gehört der ESE-Kongress längst zu den richtungsweisenden und herausragenden Events im Bereich Embedded Software Engineering in der DACH-Region -- wenn nicht sogar in ganz Europa.

 

Auch wir von oose waren in diesem Jahr wieder mit einem Stand und einem Vortrag vertreten. In seinem sehr gut besuchten Vortrag „Die wunderbare Welt der Modelle – Was Sie alles aus Modellen herausholen können“ erläuterte unser Modellierungsexperte Axel Scheithauer, dass die Generierung von Sourcecode nicht unbedingt immer der wichtigste Anwendungsfall von Modellen in der Softwareentwicklung ist. Modelle können darüber hinaus zu sehr viel mehr Zwecken genutzt werden, wie beispielsweise Dokumentenerzeugung, Variantenmanagement, Modellsimulation (diesen Aspekt hat Axel sogar mit einer Live-Demonstration in einem Modellierungswerkzeug gezeigt), Entwurfsunterstützung, numerische Analysen, Vorhersagen über das Zeitverhalten von Systemen, u. v. m. insbesondere unterstützen Modelle auch die Kommunikation im Entwicklungsteam und mit den Stakeholdern. Und ja...selbstverständlich kann unter bestimmten Voraussetzungen aus einem Modell auch Code generiert werden.

 

Auch die Qualität vieler anderer Vorträge konnte sich sehen lassen. So zeigte beispielsweise Rainer Grimm, welche Vorzüge die funktionale Programmierung grundsätzlich hat, und wie sich dieses Programmierparadigma mit modernem C++ umsetzen lässt. Colin Hood hat endlich mal mit dem (leider) weit verbreiteten Irrglauben aufgeräumt, dass die im sogenannten V-Modell abgebildeten Phasen alle streng sequenziell durchgeführt werden müssen, es sich also letztendlich um eine Art „Wasserfall mit Knick“ handelt. In seinem sehr unterhaltsamen Vortrag mit dem passenden Titel „The V-Model is Dead. Long Live the V-Model!“ machte Colin den Zuhörern klar, dass auch der Erfinder des Wasserfall-Modells, Winston Royce, im Jahr 1970 einen iterativ-inkrementellen Ansatz ausdrücklich empfohlen hat, der zudem in keinster Weise im Widerspruch zum V-Modell steht.

 

Des Weiteren gab es spannende Thementracks zu den Trends Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0. In ihrem Vortrag „Szenarien für Industrie 4.0 – Visionen, Anwendungsbeispiele und Entwicklungsziele“ sprach Dr. Irmhild Rogalla vom Institut für praktische Interdisziplinarität über die Anwendungsfälle und Ziele, die die Industrie 4.0 Plattform verfolgt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts Deutschland weiter zu steigern. Leider wurde hier auch deutlich, dass die meisten Anwendungsfälle eher nach innen gerichtet sind, es also letztendlich um mehr Rationalisierung, Optimierung und Steigerung der Produktionseffizienz von bereits existierenden Fertigungsstätten geht. Nur ein Anwendungsfall bezog auch den Endverbraucher (Kunden) in das Szenario mit ein. Bedauerlicherweise bestätigt das ein wenig die in der Vergangenheit schon häufig geäußerten Befürchtungen, dass unter dem Begriff Industrie 4.0 eher eine weitere Effizienzsteigerung der Fabrik von gestern verstanden wird, aber die sich dadurch eröffnenden Möglichkeiten neuer innovativer Geschäftsmodelle kaum gesehen werden.

 

Sehr interessant in diesem Zusammenhang war auch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sind wir fit für die Digitalisierung?“ mit sechs Teilnehmern aus Wirtschaft und Forschung. Bei dieser Runde, bei dem das Publikum mitdiskutieren durfe,wurde klar einmal mehr klar, dass wir zunächst alte, verkrustete Denkmuster aufbrechen müssen. Die Digitalisierung wird signifikante Veränderungen in allen Lebensbereichen herbeiführen. Daher ist es umso wichtiger, dass Endanwender digitale Kompetenz besitzen und sie in der Programmierung geschult sein sollten, um ihre Daten selbst einsehen zu können. Prof. Dr. Rainer Koschke von der Universität Bremen: „Softwareentwicklung muss eine neue Kulturtechnik werden.“

 

Von besonders hoher Qualität waren auch wieder einmal die drei Keynotes. Unter dem Titel „RoboCup - Blick hinter die Kulissen“ gewährte Dr.-Ing. Thomas Röfer vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz einen spannenden Einblick in die Herausforderungen bei der Programmierung Fußball-spielender Roboter. Der mehrfache RoboCup-Weltmeister erläuterte eindrucksvoll die mannigfaltigen Probleme, die es insbesondere bei der zuverlässigen Auswertung der von den Robotern erfassten Kameradaten gibt. In ihrem Keynote-Vortrag „Kommunizieren mit Persönlichkeit – Kontaktmanagement für Intro- und Extrovertierte“ bezog Dr. Sylvia Löhken das Publikum mit ein und gab den Zuhörern die Gelegenheit, anhand von Fragestellungen selbst zu erforschen, welches Persönlichkeitsmerkmal (Introversion, Extroversion, oder gar Zentroversion) bei einem selbst das dominierende ist. Das Ergebnis dieses Selbsttests dürfte bei einigen Zuhörern sicherlich für die eine oder andere Überraschung gesorgt haben. Und in dem Vortrag „Philosophie trifft Elektronik – Menschliche Verantwortung und technologische Praxis“ setzte sich der renommierte Philosoph und Staatsminister a.D. Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin von der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der für unsere Zukunft enorm wichtigen Fragestellung auseinander, wie wir als Schöpfer intelligenter und autonomer Systeme, beispielsweise selbstfahrender Autos, mit dem wichtigen Thema der Verantwortung umgehen sollen. Prof. Nida-Rümelins Standpunkt war diesbezüglich sehr deutlich: Eine Delegation von Verantwortung von Menschen an technische Systeme ist nicht zulässig.

 

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Auch an unserem Ausstellerstand war einiges los. Viele Besucher informierten sich über oose und nahmen an unserem Gewinnspiel teil. Ein wirklicher Hingucker war Roosi, unsere extra-terristische Schaufensterpuppe in ihrem futuristischen Outfit. Besucher hatten die Möglichkeit, ihre geheimnisvollen Augen zum Leuchten zu bringen, wenn sie bei einem Zustandsautomaten die Transitionen (Zustandsübergänge) in der richtigen Reihenfolge auslösten. Und auch unsere Grillzange „Stakeholder“ wurde gerne mitgenommen.

 

Alles in allem war auch der ESE-Kongress 2016 wieder einmal eine reibungslos organisierte und rundherum gelungene Veranstaltung, mit tollem Programm und hohem Networking-Potenzial. Wir freuen uns schon auf den ESE-Kongress 2017, der vom 04. bis 08. Dezember 2017 stattfinden wird.